Rachel Kohns Arbeiten erzählen von Behausungen und Wohnungen, von der Sehnsucht nach dem Daheimsein und von der Unsicherheit in den eigenen vier Wänden, von Elternhäusern und Wohnsitzen, von Nestsuchern und Nestflüchtern im Wechselverhältnis von Aufbau und Zerstörung.

 

Zu sehen sind diverse Ausformungen von Häusern und was unter ihren Dächern passiert. Das Gestalt-Spektrum reicht von kompakt kubischen und geschlossenen Elementen über amorphe bis hin zu durchbrochenen oder gänzlich offenen Komponenten.

 

Mal ist ihre Anmutung lastend, mal schwebend. Die Gebilde treten vernäht, gänzlich verhüllt oder in Zerfall begriffen in Erscheinung. Manche halten ihren Inhalt, andere werfen ihn aus. Ihr Zeichenvorrat markiert das stabil Architektonische ebenso wie das Poetische.

 

Ihre Bezugsorte hat Rachel Kohn sicherlich nicht zufällig ausgewählt. An einer Stelle gibt es so etwas wie einen Rand der Zivilisation, an dem Wasser und Land zusammenstoßen. Gemeinhin ist der Mensch skeptisch gegenüber Rändern und Übergängen, die Künstlerin weiß aber auch um die Faszination, die diese Ränder ausüben.

 

Ihre Skulpturen tragen die Signatur unserer Gegenwart, reichen aber weiter hinein ins allgemein Menschliche. Rachel Kohn ist keine Chronistin von Zeitereignissen, sie schafft bildnerische Verdeutlichungen von im Unterbewusstsein verankerten Einstellungsdispositionen, die unser Fühlen, Reflektieren und Handeln prägen.

 

 

Auszug aus der Rede von Christoph Tannert zur Ausstellung „Vom Dasein und Sosein“